Fragmente eines Körpers greift die Künstlerin auf einem Bild heraus, dass an die mittelalterlichen Fresken in den Kirchen und Kathedralen der Region ebenso erinnert
wie an orthodoxe Ikonen - feingliedrige, zarte, schmale Hände auf einem an den Himmel gemahnendes Blau, das dem Blau auf einem Fresko in der Kathedrale in Anagni entspricht.
Wieder errichtet die Künstlerin dergestalt ein Bezugssystem von Erinnerung, Gegenwart, Familie, Ferne: Irgendwo irgendwann eben.
So wie "irgendwo" sich einer Verortung entziehen mag, ist "irgendwann" aus der Zeit gefallen, so betrachtet werden die Doppel- und Mehrfachbelichtungen in den Fotoserien zu
Zeugen eines nie dagewesenen Ereignisses - Denkmäler, die von nie existierenden Monstren erzählen, jene Steinfiguren aus dem 16 Jahrhundert, die im Sacro Bosco, im "heiligen Wald" darauf warten, Teil des sie umgebenden Waldes zu werden, Monströses wird von Monströsem verschlungen. Eine weitere Fotografie zeigt das leere Atelier, das analog dazu die leeren Leinwände, die am Boden liegen, verschlingt: die Künstlerin zähmt die monströse Leere, während sie ruht. Irgendwo irgendwann.
Ekaterina Fischnaller bietet mit dieser Sammlung an Arbeiten kleine Landkarten, die von fernen, wunderbaren Gebieten erzählen, die wir nie bereisen werden oder von denen wir nie zurückkehren werden. Sie ordnet eine längst kulturalisierte Landschaft neu, legt deren Schichten manchmal einer geologischen Landkarte gleich frei, und schafft dadurch Zugänge, diese Landschaft neu verwildern zu lassen, mit wilden Assoziationen zu versehen. So gesehen werden die Bilder zu Landkarten, die uns zwingen, falsche Abzweigungen zu nehmen, abzugleiten, uns zu verlieren und möglicherweise - das Versprechen bleibt zum Glück unverbindlich - neu zu finden.
Irgendwo irgendwann.
Mag.a Wiltrud Katherina Hackl ist Kulturarbeiterin, Kulturmanagerin, Autorin, Moderatorin, Lehrbeauftragte